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Plädoyer für einen entspannten Arbeitsweg



 

Der Arbeitsweg ist für viele Arbeitnehmer stressig, nervig, belastend. Tagtäglich überfüllte Zufahrtsstraßen, kilometerlange Staus, verspätete Regionalzüge und knallvolle U-Bahnen sind Stressfaktoren, die uns den Weg zur Arbeit verleiden. Dabei ist die Zeit, die wir für den Arbeitsweg benötigen, grundsätzlich genauso wertvolle Lebenszeit, wie die Zeit, die wir am Sonntagnachmittag mit schönen Beschäftigungen verbringen. Ich plädiere dringend für einen entspannten Arbeitsweg. Einige Vorschläge, wie das gelingen kann, habe ich hier gesammelt.

 

Intelligente Konzepte schaffen Abhilfe beim langen Arbeitsweg

In der heutigen Arbeitswelt sind lange Anfahrtswege als zumutbar angesehen. Für den Traumjob nehmen wir mehr oder minder lange Wege in Kauf. Nicht jeder möchte oder kann gleich umziehen. Zudem gehört es für mehr als jeden zehnten Erwerbstätigen zum Alltag, im Beruf viel unterwegs zu sein. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Pendeln und Reisen belastet, vor allem, wenn es als Stress empfunden wird. Dazu kommt, dass der Tag negativ beginnt, anstatt ausgeruht, entspannt und leistungsfähig. Das Thema geht uns alle an. Es geht die Unternehmen an, die wesentlich beitragen können, die Situation zu verbessern. In den Niederlanden sind Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigten gesetzlich verpflichtet, alle fünf Jahre ein Mobilitätskonzept zu erstellen. In manchen Unternehmen kommen Maßnahmen zum Tragen, wie

 

  • die Anpassung der Arbeitszeiten an die Abfahrtszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel,
  • nahe beim Eingang für Fahrgemeinschaften reservierte Parkplätze
  • Angebot von Firmenrädern anstatt von Firmenautos
  • finanzielle Beteiligungen an Ticketkosten für öffentliche Verkehrsmittel und
  • Unternehmensstandorte dort, wo sich auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause noch verschiedenste Erledigungen, seien es Einkäufe, sportliche Aktivitäten oder Arztbesuche, machen lassen

 

BMW hat festgestellt, dass sich 72 Prozent der Mitarbeiter wohler fühlen, wenn sie entscheiden können, wo und wann sie arbeiten. Das Unternehmen hat diese Möglichkeit eingeführt, die für jeden zweiten Beschäftigten gilt. Oft hilft es, später zur Arbeit zu kommen und den morgendlichen Stau zu vermeiden. Auch Ford beschäftigt sich in seinem „Ford Smart Mobility“ Programm mit diesem Themenkreis. Einer der Tests soll zeigen, wie es funktioniert, elektrische Fahrräder mit Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln zu kombinieren.

 

Selbstbestimmt und beglückend: wie das Leben, so der Arbeitsweg

Grundsätzlich gilt: Je mehr an einem Geschehen steuerbar ist, desto größer ist das Wohlbefinden. Das trifft auf den Arbeitsweg zu. Wer zu Fuß, per Rad oder mit dem ÖPNV zur Arbeit fährt, ist viel entspannter und leistungsfähiger. Weniger als 20 Prozent, zeigte eine Studie der österreichischen Arbeitskammer, fühlen sich dabei gestresst. Unter jenen, die mit dem Auto fahren, sind es doppelt so viele. Das bestätigen die Ergebnisse des britischen Stressforschers David Lewis von der Universität Sussex. Er hat herausgefunden, dass der Stresspegel von Pendlern vergleichbar ist mit dem von Kampfpiloten. Dabei sind unkalkulierbare Unwägbarkeiten, auf die wir keinerlei Einfluss haben, der größte Stressfaktor:

 

  • Betriebsstörungen
  • Staus
  • Verspätungen

 

Dagegen werden sinnvoll verbrachte Fahrzeiten als weitaus weniger beschwerlich empfunden. Der Bevölkerungswissenschaftler Heiko Rüger hat die Daten von Tausenden von Vielfahrern in Europa ausgewertet und folgendes festgestellt: Die Werte für Stressempfinden, schlechte Gesundheit und depressive Stimmungen sind bei jenen, die sich mit dem Fahren nicht nur abgefunden haben, sondern Freude daran haben,

 

  • in der Bahn Zeitung zu lesen
  • abseits der Familie einzunicken oder
  • im Auto laut zu singen

 

halb so hoch als bei jenen, die diese Mobilität als Zwang erleben.

 

Den individuellen Sinn finden – geht auch auf dem Arbeitsweg

Wie können wir unseren Arbeitsweg sinnvoll und gut gelaunt gestalten:

 

  • Wenn möglich, sollten wir die Strecke zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen. Dadurch gönnen wir unserem Körper die notwendige Bewegung und bekommen gleichzeitig den Kopf frei.
  • Bei der Fahrt im Auto oder in öffentlichen Verkehrsmitteln bietet sich die Wegzeit an, um den Tag durchzudenken, Bevorstehendes gedanklich vorzubereiten, Vergangenes abzuschließen. Das kann berufliche Themen betreffen oder die Einkaufsliste. Im Auto können Gedanken laut ausgesprochen werden – es hört keiner mit. Selbstgespräche, das hat der US-Psychologe Thomas Brinthaupt herausgefunden, reduzieren Aggressionen, sorgen für einen differenzierteren Blick und für mehr Klarheit im Geist.
  • Je nachdem, was machbar ist: Gegen ein gutes Buch, ein Magazin, ein Hörbuch oder Musik, die uns gefällt, spricht nie etwas. Oder? Dabei können wir die Zeit zum Entspannen nutzen oder für die Weiterbildung, mit Fachbüchern, Audiosprachkursen.

 

Natürlich ist meine Vorschlagsliste nicht vollständig. Es gibt hunderte kreative Ansätze. Was fällt dir ein? Wie gestaltest Du deinen Arbeitsweg?

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